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Forschungsprojekt von PD Dr. David Knipp


 

Syrische Präsenz und liturgische Transformation in der Martorana, Palermo 1143-1193

gefördert durch die DFG 

Die arabische Kalligraphie an der Kuppelbasis der Kirche S. Maria dell’Ammiraglio (’La Martorana’) in Palermo, ausgeführt auf Holz in vergoldeter kufi-Schrift, ist ein bis heute unerforschtes Zeugnis aus dem normannischen Sizilien. Dabei ist die Monumentalität und unmittelbare liturgische Relevanz der Schrift für Palermo ohne Parallelen und führt auf die Spur der ab 1150 verstärkt nach Palermo eingewanderten syrischen und maghrebinischen Christen, einer Kongregation, die den griechischen Ritus in arabischer Sprache zelebrierte. Über der Fassade der Kirche befindet sich zudem ein an drei Seiten umlaufender griechischer Inschriftfries. Keine andere normannische Kirche weist eine solche griechische Brüstungsinschrift auf, auch an mittelbyzantinischen Kirchen Konstantinopels ist nichts Vergleichbares nachweisbar. Diese singuläre Inschrift ist bis jetzt weder datiert noch überhaupt adäquat photodokumentiert worden.

Sowohl der Inhalt als auch die Verlässlichkeit der Sequenz der – wie die Kuppelinschrift – erst 1870 bei Restaurierungen zu Tage gekommenen und nach Abnahme wieder zusammengesetzten Kalksteinquader sind offene Fragen geblieben. Zur Klärung der Zuwanderungsphase orthodoxer Araber nach Palermo ab 1150 und der Auswirkung dieses wellenhaften demographischen Wandels auf Liturgie, Bau- und Nutzungsgeschichte der orthodoxen Kirche S. Maria dell’Ammiraglio können die bisher unbeachtet gebliebenen Inschriften an Kuppel und Fassade sehr spezifische Daten und Erkenntnisse liefern. Wie genau hat man sich Funktion und Wirkung von Schrift in diesem Kontext vorzustellen? Auf wen war sie bezogen und warum, und wer hat sie verstanden? Die arabische Immigrationsgeschichte Siziliens im 12. Jahrhundert ist hier punktuell in einer zeitlich und geographisch eng umgrenzten Facette schärfer zu umreißen, als dies sonst möglich ist.